Dienstag, Februar 28

Vogelgrippe und ihre wundersame Heilung

Ramallah, 27. Februar 2006

Nachdem ich die letzten dreivier Tage etwas rumgekränkelt habe und mit Fieber, Husten und Ganzkörperschmerzen im Bett lag, ging es mir heute schon deutlich besser. Also doch keine Vogelgrippe. Geht ja auch gar nicht.

Denn erstens dürfen Zugvögel ohne Permission gar nicht den israelischen Luftraum betreten, naja, besser gesagt, befliegen und zweitens kriegt man als Mensch die Vogelgrippe nur, wenn man, so hat es zumindest der baden-württembergische Landwirtschaftsminister erklärt, „sich intensiv mit vögeln beschäftigt.“ Und das habe ich die letzen Wochen und Monate nun wirklich nicht…


Nach Stunden des regenerierenden Schlafes in der von der kräftigen Sonne beschienenen Hollywoodschaukel und mehreren Litern Salbeitee mit Honig bin ich gegen Abend dann ins Hammam gegangen, um die restlichen Bakterien, Viren, Würmer und sonstiges Kleingetier aus meinem Körper zu vertreiben.


Der Umkleideraum roch zwar wie eine orientalische Fuß- und Schimmelpilz-Aufzuchtstation, was aber wahrscheinlich ganz einfach daran lag, dass es eine orientalische Fuß- und Schimmelpilz-Aufzuchtstation war, die einfach nach Feierabend als Umkleide genutzt wird.


Das Beste in diesem Hammam waren die heißen Steine. Das sind große, beheizte Marmortische, auch die man sich nebeneinander drauf fläzen kann und sich nach wenigen Minuten wie ein Shrimps auf einer Raclette-Platte vorkommt. Da liegt man dann, wird von unten her weichgekocht, über einem eine beeindruckende Kuppel, von deren Spitze eine nackte 20 Watt-Birne baumelt und aus den Lautsprechern plätschert leise Musik. Mal was anderes als die fehlkonstruierte Nasszelle bei mir zu hause.


Zum Schluss habe ich mir von einem dicken Bilderbuchbademeister mit einem Naturschwamm die oberste Hautschicht abschmirgeln lassen, um mich anschließend einem Physiotherapheuten anzuvertrauen und einer rabiaten Massage zu unterwerfen, die schmerzhaft, aber erholsam war.


Danach: wie neu geboren, top fit, der Husten weggedampfbadet, die Fieberreste ausgeschwitzt. Am Ausgang hängt ein Spiegel, auf dem Abstellbrettchen davor stehen Wattestäbchen, Tissues, ein Bürste und ein 2-Kilo-Eimer Haargel. Der Betreiber weiß eben, was seine Kunden benötigen…


Ein rundum erholsamer Tag, und – dass ist mir auf dem Heimweg aufgefallen – ich habe keinen einzigen Soldaten, keine einzige Schusswaffe gesehen. Das tut zur Abwechslung richtig gut!

Der Wahlsieg der Hamas lässt übrigens nicht nur die Emotionen sondern auch die Brauereikessel hochkochen. Schöne Geschichte, auch für Leute, die kein Bier mögen...