Grundsatzerklärung zum Vorwurf der Einseitigkeit
Jetzt mal was Grundsätzliches:
Zu meinem Blog im Speziellen
In den letzter Zeit wurde ich von verschiedenen Seiten mit dem Vorwurf der Einseitigkeit in meiner Berichterstattung konfrontiert. Mal dezent, mal direkt – aber stets mit dem gleichen Einwand: Meine Schilderungen seien zu einseitig und eindeutig zu pro-palästinensisch, ich würde die israelische Sicht der Dinge nicht ausreichend oder auch gar nicht beleuchten.
Dazu kann ich nur sagen:
Ja. Natürlich ist meine Berichterstattung einseitig. Schließlich befinde ich mich auf der einen und nicht auf der anderen Seite. Und ich erhebe auch gar nicht den Anspruch hier eine objektive und ausgewogene Dokumentation des Nahostkonfliktes abzuliefern. Niemand sollte von mir erwarten in diesem Blog neutral und ausgewogen über Geschichte und Gegenwart des Konfliktes aufgeklärt zu werden. Das ist nicht meine Aufgabe, das sollen andere machen. Ich für meinen Teil schildere hier meine ganz persönlichen Eindrücke und Erlebnisse.
Wäre ich auf der anderen Seite, würde ich andere Dinge erleben, andere Geschichten hören und vielleicht mehr Verständnis für die israelische Position in diesem Konflikt haben. Aber ich habe mich - bedingt durch meine Vorgeschichte und meine Interessensschwerpunkte - dazu entschlossen, mein Praktikum und meine Forschungsarbeiten in Palästina und nicht in Israel zu machen.
Und somit erlebe ich hier den palästinensischen Alltag, höre jeden Tag die Geschichten der Menschen hier und werde logischerweise dadurch geprägt und in meiner – zugegebenermaßen eher pro-palästinensischen – Haltung bestätigt. Und ich schildere meine Erlebnisse so, wie ich sie erlebe und das ist nun mal die palästinensische Situation. Das heißt jedoch nicht, dass ich mich zum Sprachrohr für einseitige Propaganda machen lasse, denn trotz aller Sympathie bewahre ich mir eine kritische Distanz, was in meinen Schilderungen doch hoffentlich auch immer wieder zur Sprache kommt. Denn das Schicksal Palästinenser auf eine reine Opferrolle zu reduzieren ist ebenso unsinnig wie nutzlos. Außerdem haben die Palästinenser, indem sie den Hass schürten und auf die Besatzung mit Terror gegen die israelische Zivilbevölkerung antworteten, ihr an sich gerechtfertigtes Anliegen – dem Streben nach Unabhängigkeit – ziemlich diskreditiert und sich so einige Sympathien (auch meinerseits) versaut.
Wenn ich dennoch Verständnis für den Kampf der Palästinenser nach Unabhängigkeit aufbringe, heißt dass nicht, dass ich ein Antizionist (Theodor Herzl war übrigens von Anfang an für eine Zwei-Staaten-Lösung) oder gar ein Antisemit bin. Ich habe nicht das geringste Problem mit der Existenz des Staates Israel, den Israelis als Menschen oder der jüdischen Religion als solcher. Antisemitismus und Kritik an Israel werden ja insgesamt gerne – teilweise, so scheint es mir, sogar absichtlich - in den selben Topf geschmissen.
Womit ich allerdings ein Problem habe, ist die israelische Regierungspolitik, die seit nunmehr 39 Jahren eine brutale militärische Besatzung der palästinensischen Gebiete aufrechterhält, eine aggressive und rücksichtslose Kolonialisierung dieser Gebiete vorantreibt und in ihrer Gesetzgebung in manchen Punkten eher an ein rassistisches Apartheidsregime denn an eine Demokratie erinnert. Eine Regierungspolitik, die sich einen Dreck um internationales Recht, die Genfer Konventionen oder UN-Resolutionen schert.
Zur Kritik an Israel im Allgemeinen
"As a Jew, I feel ashamed of what is committed in the name of my religion"
(James Wolfensohn - ehemaliger Direktor der Weltbank)